Universität Leipzig, Campus Augustusplatz
Die städtebauliche Struktur und die architektonische Ausprägung des Campus in seiner heutigen Erscheinung gehen aus einem zweistufigen, europaweit offenen Architekturwettbewerb zur Neu- und Umgestaltung des Campus am Augustusplatz aus den Jahren 2002/03 hervor. Hierbei galt es unter Einbeziehung einzelner vorhandener Bausteine des Hennselmannschen Campus aus den 1970er Jahren einen für die zukünftigen Anforderungen der Universität geeigneten Campus zu entwickeln.
Der vorgefundene Campus war ausschließlich geprägt durch die Planung von Hermann Henselmann als Ergebnis eines 1968 stattgefunden Architekturwettbewerbs. Ziel dieser Planung war „eine neue Lösung der sozialistischen städtebaulichen Anordnung und Architektur“. Dieser Ansatz beinhaltete einen gezielten Bruch mit der Historie, welches sich unter anderem in dem Abbruch aller vorhandenen Gebäude darstellte und hat zu einer Entkopplung der Universität von ihrer eigenen Geschichte geführt.
In den 1990er Jahren formulierte die Universität Leipzig ihr neues Selbstverständnis „Aus Tradition Grenzen überschreiten“. Dieses Selbstverständnis, zusammen mit der starken Verbundenheit mit der Stadt Leipzig, sind die Ausgangspunkte unserer Planung für den heutigen Campus am Augustusplatz. Dieser versucht, aus der Rückverankerung in der Geschichte den Schritt in die Zukunft zu ermöglichen.
Auf Grund des Entfalls von verschiedenen architektonisch manifestierten historischen Entwicklungsschritten, verbleibt als architektonischer Faktor für Kontinuität die historisch gewachsene städtebauliche Struktur. Ausgangspunkt für die Konzeption der Neu- und Umgestaltung des innerstädtischen Universitätskomplexes ist daher die strukturelle Re-Integration in die Leipziger Stadtstruktur auf Grundlage der historischen Blöcke mit ihren Durchgängen, Passagen und Höfen als Orte der Bewegung und Kommunikation.
Mit unserer Planung haben wir versucht, nicht erneut einen vollständigen Bruch herbeizuführen, sondern architektonisch herausragende Elemente der Hennselmannschen Planung und Elemente der älteren Geschichte der Universität zu erhalten und in die Umgestaltung zu integrieren. Dies gilt im Großen für die erwähnte Stadtstruktur und im Kleinen für die Integration vorhandener architektonischer Fragmente und von Kunstwerken der Universität.
Diese Integration spiegelt sich äußerlich in dem Erhalt der Erscheinung des Seminargebäudes und in wesentlichen gestaltprägenden Elementen wie den Treppen im Seminargebäude und den mit Ziegelsteinen verkleideten Foyers im Hörsaalgebäude wider.
Die Verbindung der Gebäude untereinander liegt vor allem im städtebaulichen Zusammenhang sowie in den dominierenden hellen Fassaden über einem umlaufenden dunklen Sockel.
Die weiße Fassade materialisiert sich an der Mensa in kraftvollen großformatigen Weißbetonfassadenplatten im Dialog mit der gegenüberliegenden Wohnbebauung. Am Seminargebäude werden die vorhandenen Betonbrüstungsplatten erhalten und wieder weiß beschichtet. Sie erinnern mit ihrer typischen Plastizität an die Henselmann-Architektur. Der helle Naturstein am neuen Institutsgebäude passt sich der repräsentativen Grimmaischen Straße an. Darüber hinaus sind Sonderelemente gebäudeübergreifend in Rostrot gehalten. Das Rostrot wird in historischer Anlehnung an den Backstein der gegenüberliegenden Moritzbastei in prägnanter Form an der Mensa eingeführt, taucht am Übergang zum Seminargebäude und seiner Fassade sowie im Inneren auf und signalisiert an der Grimmaischen Straße den universitären Zugang zum Innenhof.